AUFBRÜCHE IN DIE DIGITALE GESELLSCHAFT

Ein Forschungsprojekt des Leibniz-Zentrums für Zeithistorische Forschung

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Programmierer an einer UCT II im Datenverarbeitungszentrum Berlin (DVZ), 1966

Programmieren mit dem Klassenfeind

Computertechnologie durchdrang den Eisernen Vorhang schon in den 1960er-Jahren. Sowohl das Ministerium für Staatssicherheit, als auch das Finanzwesen der DDR nutzten westliche Hard- und Software. Ein Teil ihrer Entwicklungen wirkte auch in den Westen zurück. Die Journalistin Isabel Fannrich Lautenschläger vom Deutschlandfunk Kultur interviewte unsere Projektmitarbeiter Rüdiger Bergien und Martin Schmitt zum Technologietransfer mit der DDR in Staatssicherheit und Kreditwirtschaft im Kalten Krieg. Digitalgeschichte im Radio!

Rüdiger Bergien erläutert im Interview die Gründe für den Technologietransfer

Der Deal zwischen dem Ministerium für Staatssicherheit und der Firma Siemens bestand eben darin, dass die Stasi einen Bedarf nach moderner EDV hatte. Späte 60er-Jahre, alle Sicherheitsbehörden in Ost und West guckten auf diese neue Technik, die große Möglichkeiten versprach. Siemens auf der anderen Seite blickte auf den sich eröffnenden Ostmarkt.

Auch die Kreditwirtschaft der DDR griff in den 1960er-Jahren auf die Mittel des Technologietransfers aus dem Westen zurück und kooperierte mit Univac. Der Digitalhistoriker Martin Schmitt analysiert:

„Die Idee war folgende: Die Staatsbank der DDR und das Ministerium der Finanzen haben versucht, ihren Zahlungsverkehr zu digitalisieren, das Steuersystem zu digitalisieren und dort EDV einzusetzen. Und dafür haben sie Software geschrieben, aber diese Programme konnten nirgendwo getestet werden.“

Mehr Informationen im Interview.

Programmieren mit dem Klassenfeind: Wie Siemens die Stasi unterstützte. Von Isabel Fannrich Lautenschläger. Deutschlandfunk Kultur Zeitfragen vom 13.2.2019 https://www.deutschlandfunkkultur.de/programmieren-mit-dem-klassenfeind-wie-siemens-die-stasi.976.de.html?dram:article_id=440980

Text: Martin Schmitt
Bild: DDR-Programmierer am US-Rechner. Der Univac UCT II im Datenverarbeitungszentrum Berlin (DVZ), 1966. Quelle: Deutsche Finanzwirtschaft 1966, Heft 6, S. 31.

Die Geschichte des Digitalen Zeitalters: Vorträge als Video

Ist es angemessen, den Epochenübergang in ein „Digitales Zeitalters“ zu bestimmen? Falls ja, welche Zäsuren lassen sich darin ausmachen? Ende letzten Jahres fand zu dieser Fragestellung am Collegium Helveticum der ETH Zürich eine Tagung statt. Nun sind alle Beiträge als Video online verfügbar: Geschichte des digitalen Zeitalters.

 

Besonders ans Herz gelegt sei für diese Frage das Video der Abschlussdiskussion.

Text: Martin Schmitt

Vortragsankündigung: Richard Vahrenkamp „Der Computerboom in der Flugzeugindustrie der USA 1945 – 1965“

Welche Rolle spielte die Flugzeugindustrie in der Genese des Computers? Dieser Frage widmet sich der ehemalige Ökonom Prof. Dr. Richard Vahrenkamp in seinem Vortrag am 17. Januar 2019 im Technikmuseum Berlin. Dabei weist er auf die besondere Spannung zwischen analogen und digitalen Computer hin und hebt die unterschiedlichen Anwendungsgebiete hervor. In der Digitalgeschichte herrscht dabei die Auffassung vor, dass diese Anfang der 1950er-Jahre miteinander konkurrierten. Erst Mitte der 1950er-Jahre setzten sich digitale elektronische Computer endgültig durch, wie der hier auf dem Bild zu sehende Univac, der per Flugzeug nach Frankfurt am Main verschifft wurde.

Der Vortrag wird im Rahmen vom Arbeitskreis Technikgeschichte des VDI–Berlin–Brandenburg am 17. Januar 2019 im Technikmuseum Berlin um 17:30 gehalten.

Text: Martin Schmitt

Foto: Courtesy of Fritz Haug (Seaboard photo), wissenschaftliche Nutzung